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Ist Karate gesund?
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Karate ist ungewöhnlich vielseitig und aufgrund
seiner Ausgeglichenheit ein idealer Sport zur Förderung der Gesundheit
und zur Steigerung des Wohlbefindens.
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In Bezug auf die gesundheitlichen Aspekte finden wir im Training
zum einen die bekannten gesundheitsfördernden Elemente der Gymnastik,
verbunden mit einem Kreislauftraining, zum anderen die gerade für
den Karatesport spezifischen Trainingseffekte auf Körper und Geist.
Diese Effekte sind altersunabhängig, und jede Altersgruppe kann
von dem Trainingsprofitieren, wenn die Belastung dem Alter und dem
jeweiligen Trainingszustand angepasst ist. |
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Der menschliche Körper ist für die
Bewegung gemacht, und Bewegungsmangel ist in der heutigen Zeit die
Hauptursache für Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates und
für Störungen im Stoffwechsel. Durch regelmäßiges Karatetraining
wird die Konstitution nachhaltig verbessert und - was nicht unterschätzt
werden darf - ein sich einstellendes Langzeitwohlgefühl.
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Durch
die Vielseitigkeit des Trainings sind langfristig die Auswirkungen
auf die Gesundheit ebenfalls vielfältig. Dadurch, dass sowohl im
aeroben (Sauerstoffüberschuss), als auch im anaeroben (Sauerstoffmangel)
Bereich trainiert wird, kommen die positiven Auswirkungen des aerobischen
Trainings, bei dem der gesamte Organismus mit Sauerstoff geradezu
überflutet wird, voll zum Tragen. Aerobes Training stärkt nicht
nur das Herz, sondern baut ebenfalls Stresshormone ab und die vitale
Lungenfunktion wird erhöht. |
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Im Einzelnen können nachfolgende
Effekte durch das regelmäßige Training festgestellt werden:
- Stoffwechselanregung
- Durchblutungssteigerung
- Verbesserung der Körperhaltung
- Besserer Umgang mit Stress
- Abbau der Alltagsstresshormone
- Stärkung des Immunsystems
- Besserer Schlaf
- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Steigerung des Wohlbefindens
und der Lebensfreude
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Durch die gymnastischen Elemente
kommt es besonders im Bereich der Gelenke, der Muskeln und Sehnen
zu einer verbesserten Beweglichkeit und zu einer verbesserten Dehntoleranz.
Dieses ist ganz besonders wichtig als Vorbereitung für das eigentliche
Karatetraining, da hier dynamische, explosivartige Bewegungen durch-geführt
werden. Da die Mehrzahl der Menschen in unserer heutigen Gesellschaft
sitzende Tätigkeiten ausübt, kommt es im Allgemeinen zu Verkürzungen
der Beugemuskulatur mit den daraus entstehenden Fehlhaltungen. Rundrücken,
vorfallende Schultern, vorgeschobener Kopf (Geierhalshaltung),
nach vorn gebeugter Oberkörper und angewinkelte Kniegelenke sind
die typischen Haltungsschäden eines ungesunden Lebensstils. Langfristig
resultieren aus diesen Fehlhaltungen degenerative Gelenkveränderungen,
die dem Betreffenden starke Beschwerden bereiten. |
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Karate sorgt für einen ausbalancierten
Bewegungsapparat durch Bewegungsmuster, die der Physiologie und
der Biomechanik der Muskeln und der Gelenke entsprechen. Dadurch
werden Gelenkknorpelschäden vermieden, und bereits angegriffener
Knorpel bekommt die Gelegenheit, sich zur regenerieren. |
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Nachfolgende Beschwerden profitieren mittel- und langfristig
vom Karatetraining:
- Alle nicht unfallbedingten Beschwerden des Bewegungsapparates
(Rücken-, Hüft-, Knie-, Schulter-, Ellenbogen-, Fußgelenksschmerzen)
- Migränekopfschmerzen
- Chronische Rückenschmerzen (Ischias)
- Geschwächte Immunität (häufige Infekte)
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Bei regelmäßigem Karatetraining fühlt
man bereits nach ca. 12 Wochen ein Ergebnis. Die körperliche Fitness
hat zugenommen, Beschwerden seitens des Bewegungsapparats haben
sich gebessert, die Beweglichkeit hat zugenommen, und durch das
Karate selbst ist es zu einer Steigerung der Bewegungs- und Reaktionsschnelligkeit
gekommen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Koordination,
also das Zu-sammenwirken von Zentralnervensystem und Muskulatur.
Bereits Schulkinder zeigen hier eklatante Defizite, da der Schulsport
generell zu kurz kommt, und entsprechende Übungen oftmals nicht
angeboten bzw. aus Desinteresse der Schüler nicht wahr genommen
werden. Viele unserer Jugendlichen sind heute nicht mehr in der
Lage, einen Ball zu fangen. |
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Koordination bedeutet, mehrere Bewegungen gleichzeitig
auszuführen. Koordination hat auch mit Bewegungspräzision und Körpergefühl
zu tun. Im übertragenen Sinn bedeutet Koordination ebenfalls, sich
in der Welt zurechtzufinden und intelligent auf das Umfeld zu reagieren.
Doch Karate als Kampfkunst nicht vollständig, wenn nicht auch der
Geist von dem Training profitieren würde. Die Praxis des Karate
ist zugleich körperlicher und geistiger Prozess. Aus der Neurobiochemie
wissen wir, dass es sich dabei um interaktive Prozesse handelt,
d. h., die Verbesserung der Körperfunktion führt auch zu einer positiven
Veränderung auf der geistigemotionalen Ebene, und diese beeinflusst
wiederum positiv die Körperfunktionen. |
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Das Ergebnis dieser Interaktionen
ist eine starke Persönlichkeitsentwicklung des Übenden, der in zunehmender
Harmonie mit sich selbst und mit seiner Umwelt, mit einem gesunden
Selbstwertgefühl sich den täglichen Anforderungen unserer Gesellschaft
in jeder Weise besser stellen kann. Karate führt neben der körperlichen
Fitness zu einer Stabilisierung und Verbesserung der mentalen Leistung.
Es gibt keine medizinische Therapie, keine Medikamente und keine
Wunderdrogen, die diese Effekte bewirken können.
Aber es gibt sie nicht umsonst!
Die Grundvoraussetzung ist natürlich die geistige Disziplin, sich
körperlich dem Trainingsprogramm zu stellen mit der Einstellung,
seine altersentsprechende Leistungsmöglichkeit auszuschöpfen. |
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Was sollte beachtet werden? Aufgrund
der möglichen hohen Belastungsintensitäten ist Karate für Herzpatienten
nicht geeignet. Für Asthmapatienten ist das Training durchaus geeignet,
da die Belastung intervallartig ist. Ab dem 35. Lebensjahr sollte
auf jeden Fall eine ärztliche Vorstellung erfolgen, bevor mit dem
Training begonnen wird.
Dr. Klaus Philipp Arzt und Sportmediziner |
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